Vorsorgevollmacht: Wen soll ich auswählen?

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Illustration eines Paares

10 Tipps zur Bestimmung von Bevollmächtigten

Du hast beschlossen, eine Vorsorgevollmacht zu erstellen – damit deine Angelegenheiten im Notfall in deinem Sinne geregelt werden? Sehr gut! Jetzt musst du eine weitere wichtige Entscheidung treffen: Wer soll die Person sein, die du bevollmächtigst? Hier findest du 10 Tipps zur Auswahl von Bevollmächtigten!

Wie finde ich den oder die richtige? Mit dieser Frage sollten wir uns nicht nur in romantischer Hinsicht beschäftigen – sondern auch, wenn es um unsere Vorsorge geht! Die Vorsorgevollmacht gehört zu den wichtigsten Vorsorgedokumenten. Falls dir einmal etwas zustößt und du durch einen Unfall oder eine Erkrankung nicht entscheidungs- und handlungsfähig bist, kann eine dir nahestehende Person diese Aufgaben übernehmen.

Jemandem eine Vorsorgevollmacht zu erteilen, ist kein Pappenstiel. Deshalb solltest du dir Zeit nehmen und gut abwägen, in wessen Hände du diese Verantwortung legen möchtest. Aber keine Sorge – deine Entscheidung ist nicht in Stein gemeißelt. Wenn du es dir anders überlegst, kannst du deine Vorsorgevollmacht jederzeit widerrufen oder ändern. Im Folgenden geben wir dir 10 Tipps zur Auswahl von Bevollmächtigten.

Grundsätzliche Voraussetzungen: Wer kann bevollmächtigt werden?

Manchen von uns fällt beim Thema Vorsorgevollmacht sofort ein geliebter Mensch ein, dem sie ihre Angelegenheiten anvertrauen würden. Andere müssen ein wenig länger darüber nachdenken – und oft lohnt es sich, bei der Suche gründlich zu sein. Am besten beginnst du mit einem Brainstorming.

Schreib einfach die Namen aller Personen auf, mit denen dich eine engere persönliche Beziehung verbindet. Jede von ihnen muss zwei grundsätzliche Kriterien erfüllen, die der Gesetzgeber von einem oder einer Bevollmächtigten verlangt:

  • Volljährigkeit: Die Person muss mindestens 18 Jahre alt sein.
  • Volle Geschäftsfähigkeit: Die Person muss Willenserklärungen rechtsgültig abgeben und Rechtsgeschäfte damit selbstständig tätigen können.

Du kannst also deine Kinder erst bevollmächtigen, wenn sie ihren 18. Geburtstag gefeiert haben – und deine Großeltern nur dann, wenn sie noch im vollen Besitz ihrer geistigen Fähigkeiten sind.

Vorteile und Nachteile: Was bedeutet eine Vorsorgevollmacht für alle Beteiligten?

Um eine geeignete Person zu finden, ist es hilfreich, dir die konkreten Ziele deiner Vorsorgevollmacht ins Gedächtnis zu rufen.

  • Emotionale Sicherheit: Eine Vorsorgevollmacht zu haben, gibt dir das gute Gefühl, dass alles geregelt ist. Deshalb sollte die Person dein absolutes Vertrauen genießen und sehr zuverlässig sein.
  • Selbstbestimmung bis zum Schluss: Um zu gewährleisten, dass Bevollmächtigte in deinem Sinne entscheiden, müssen sie dich und deine Wünsche gut kennen.
  • Finanzielle Vorsorge: Wenn sich jemand um deine Finanzen kümmern soll, ist es hilfreich, wenn er in deine wirtschaftliche Situation involviert ist und ein Verständnis für Zahlen mitbringt.
  • Schutz der Familie: Viele Menschen entscheiden sich für eine Vorsorgevollmacht, um ihre Angehörigen zu schützen. Hast du zum Beispiel Kinder und ein Eigenheim, sollte dein Ehe- oder Lebenspartner handlungsfähig bleiben. In diesem Fall ist es sinnvoll, ihn oder sie als Bevollmächtigte einzusetzen.
  • Keinen Berufsbetreuer: Ohne Vorsorgevollmacht kann es passieren, dass ein Gericht einen Berufsbetreuer einsetzt. Dasselbe gilt auch, wenn deine bevollmächtigte Person ihre Rolle nicht ausführen kann oder möchte. Deshalb solltest du jemanden auswählen, der dieser Aufgabe gewachsen und auf jeden Fall verfügbar ist.

Gerade in Hinblick auf den letzten Punkt ist es sinnvoll, sich klarzumachen, was eine Vorsorgevollmacht für den oder die Bevollmächtigte bedeuten kann.

Hier einige wichtige Aspekte:

  • Große Ehre: Jemanden als Bevollmächtigten einzusetzen, ist ein großer Vertrauensbeweis. Trotzdem solltest du einen kühlen Kopf bewahren und denjenigen nicht nur auswählen, um ihm eine Freude zu machen oder nicht zu kränken.
  • Verpflichtung: Eine Bevollmächtigung ist eine große Verantwortung. Das kann durchaus als Belastung empfunden werden. Im Ernstfall kann es viel Arbeit und schwere Entscheidungen mit sich bringen. Auserwählte brauchen also starke Nerven und ein ausgeprägtes Pflichtbewusstsein.
  • Auswirkung auf Beziehung: Möglicherweise wird die Person dich und eure Beziehung zueinander mit anderen Augen wahrnehmen, wenn du sie bevollmächtigst. Sie wird vielleicht mehr auf Details achten, um im Bedarfsfall besser vorbereitet zu sein. Das kann Eure Beziehung verändern, aber auch vertiefen.

Häufige Bevollmächtigte: Wer wird in der Regel ausgewählt?

Oft ist es hilfreich, sich anzuschauen, wen die meisten Menschen in ihrer Vorsorgevollmacht einsetzen.

  • Ehepartner oder Lebenspartner: Das bietet sich vor allem an, wenn ihr bereits einen gemeinsamen Haushalt, ein gemeinsames Haus oder ein gemeinsames Konto habt.
  • Eltern oder Stiefeltern: Auch bei jüngeren Menschen ist eine Vorsorgevollmacht sinnvoll, denn ein Unfall kann immer passieren. Wenn kein Lebenspartner an deiner Seite ist, kannst du auch deinen Vater oder deine Mutter als Bevollmächtigte ernennen. Dasselbe gilt natürlich für Pflegeeltern oder Stiefeltern.
  • Kinder oder Stiefkinder: Volljährige Kinder, die schon mitten im Leben stehen, werden häufig von ihren Eltern in der Vorsorgevollmacht eingesetzt. In Patchwork-Familien kann es sein, dass du zu den Kindern deines Partners ein enges Verhältnis hast.
  • Geschwister: Du hast einen Bruder oder eine Schwester? Geschwister kennen uns häufig sehr gut und sind als Bevollmächtigte eine kluge Wahl. Vor allem, wenn du keinen Lebenspartner hast, deine Kinder noch zu jung und deine Eltern vielleicht schon älter sind, solltest du über diese Möglichkeit nachdenken.
  • Andere Verwandte: Jede Familie ist anders. Vielleicht hast du zu deiner Cousine eine besonders enge Beziehung oder zu deinem Patenonkel? Auch weiter entfernte Verwandte solltest du in Betracht ziehen.
  • Guter Freund oder gute Freundin: Du musst nicht mit jemandem verwandt oder verschwägert sein, um ihn oder sie als Bevollmächtigte zu ernennen. Auch enge Freunde sind oft sehr gut geeignet – vor allem, wenn du sie schon lange kennst und ihr eine solide Vertrauensbasis habt.

Persönlichkeit, Gesundheit, Lebensumstände: Welche Eigenschaften braucht ein Bevollmächtigter?

Vertrauen ist das A und O, wenn du jemanden in deiner Vorsorgevollmacht als Bevollmächtigten bestimmst. Aber auch die charakterliche Eignung, die Gesundheit und die Lebensumstände der Person spielen eine Rolle. Stell dir hier am besten folgende Fragen:

  • Persönlichkeit: Wem traust du zu, auch in einer aufwühlenden Zeit die richtigen Entscheidungen zu treffen? Dazu braucht es Belastbarkeit und ein gutes Urteilsvermögen.
  • Gesundheit: Wer ist körperlich und geistig in der Lage, diese Aufgabe zu erfüllen – auch in der Zukunft? Jetzt sind deine Eltern vielleicht noch fit, aber was ist in einigen Jahren?
  • Lebensumstände: Wie ist der Lebensstil der betreffenden Person? Wer beruflich oder familiär stark eingespannt oder als Weltenbummler ständig auf Reisen ist, wird die Aufgabe vielleicht nicht angemessen wahrnehmen können.

Alle für einen: Können die Aufgaben geteilt werden?

Du findest in deinem Umfeld niemandem, dem du diese große Verantwortung allein übertragen möchtest? Dann kannst du deine Vorsorgevollmacht auf mehrere Personen aufteilen. Du kannst in folgenden Bereich Einzelvollmachten ausstellen:

  • Gesundheitsfürsorge: Hierunter fallen medizinische Entscheidungen wie Operationen und Behandlungen.
  • Aufenthaltsbestimmung: Das betrifft zum Beispiel die Auswahl einer Einrichtung, falls du durch einen Unfall oder eine Erkrankung pflegebedürftig wirst.
  • Wohnungsangelegenheiten: Hierbei dreht es sich um alles, was deine angemietete Wohnung oder dein angemietetes Haus angeht.
  • Behörden und Verträge: Dieser Bereich deckt alle amtlichen und rechtlichen Vorgänge ab.
  • Vermögen: In diesen Bereich fallen deine Konten und Finanzen.
  • Digitaler Nachlass: Dazu gehört der Zugriff auf deine Social-Media-Accounts und E-Mail-Postfächer.

Du kannst zum Beispiel deinen Kindern eine Vorsorgevollmacht für alle Fragen der Gesundheitsfürsorge und deinen Digitalen Nachlass erteilen, den Bereich der Behörden und des Vermögens aber deinem Lebenspartner übertragen.

Doppelt hält besser: Gibt es ein Dreamteam für deine Vorsorgevollmacht?

Eine Alternative zu den Einzelvollmachten für verschiedene Bereiche ist die Doppelvollmacht. Dabei teilen sich zwei Personen ihre Aufgabe als Bevollmächtigte. So kannst du zum Beispiel zwei Kinder oder zwei Geschwister auswählen. Es können aber auch zwei Menschen sein, die nichts miteinander zu tun haben, von denen du aber glaubst, dass sie sich gut ergänzen würden – zum Beispiel deine Mutter und deine beste Freundin.

Eine Doppelvollmacht hat mehrere Vorzüge:

  • Gegenseitige Kontrolle verringert das Risiko eines Missbrauchs.
  • Geteilte Arbeit und Verantwortung.
  • Es gibt immer jemanden, der bei Bedarf für den anderen einspringen kann.

Eine Doppelvollmacht hat aber auch Nachteile. So kann es zum Beispiel Unstimmigkeiten geben, der für Streit sorgt oder Entscheidungsprozesse verzögert. Deshalb ist es meist sinnvoll, wenn du einem der beiden Bevollmächtigen die Entscheidungsgewalt einräumst.

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser: Möchtest du eine Kontrollperson bestimmen?

Du kennst keine Person, der du vollkommen vertraust? Das geht vielen von uns so. Aber keine Sorge: Das ist kein Grund, auf eine Vorsorgevollmacht zu verzichten. Denn es gibt verschiedene Möglichkeiten der Kontrolle. So kannst du zum Beispiel mit individuellen Bestimmungen deine Vollmacht einschränken, konkrete Innenvereinbarungen formulieren und eine Kontrollperson bestimmen.

Die kontrolliert in einem festgelegten Intervall, ob der oder die Bevollmächtigte alle von dir festgelegten Innenvereinbarungen einhält. Meist wird als Kontrollperson ein Anwalt ausgewählt. Du ahnst es sicher bereits: Die Bestimmung einer Kontrollperson ist ein scharfes Schwert und kann von Bevollmächtigten als verletzend empfunden werden. Am besten suchst du vorher ein persönliches Gespräch, um deine Entscheidung zu erklären.

Für Ersatz sorgen: Wer sitzt auf der Reservebank?

Du kennst jemanden, der gut als Bevollmächtigter geeignet wäre – doch er oder sie ist geschäftlich oft auf Reisen oder selbst schon älter? Wenn du nicht sicher bist, ob jemand im Notfall wirklich verfügbar sein wird, kannst du darüber nachdenken, eine Ersatzvollmacht auszustellen. In diesem Fall räumst du einer zweiten Person ebenfalls eine Vollmacht ein, die nur dann wirksam wird, wenn die erste Person verhindert ist. In vielen Fällen ist das eine gute Wahl, um auf Nummer sicher zu gehen.

Patientenverfügung als Ergänzung: Welche medizinischen Behandlungen wünschst du?

In vielen Bereichen deines Lebens kannst du darauf vertrauen, dass eine dir nahestehende Person die richtigen Entscheidungen trifft. Was die eigene medizinische Versorgung angeht, haben viele von uns aber ein mulmiges Gefühl. Am besten sicherst du dich deshalb mit einer Patientenverfügung zusätzlich ab. Denn damit kannst du selbst festlegen, welche medizinischen Behandlungen oder lebensverlängernden Maßnahmen du im Bedarfsfall wünschst und welche nicht. Hier erfährst du alles über die Patientenverfügung.

Es geht auch ohne Bevollmächtigte: Betreuungsverfügung als Alternative

In deinem Umfeld gibt es niemanden, der für eine Vorsorgevollmacht in Frage kommt? Dann ist eine Betreuungsverfügung vielleicht eine Alternative für dich. Mit einer Betreuungsverfügung bestimmst du, welche Person vom Gericht als dein gesetzlicher Betreuer eingesetzt werden wird, solltest du einmal nicht mehr geschäftsfähig sein.

So verhinderst du, dass ein außenstehender Berufsbetreuer bestellt wird und die Entscheidungen für dich trifft. Anders als bei der Vorsorgevollmacht unterliegt die Betreuungsperson der Kontrolle des Gerichtes und muss dort Rechenschaft ablegen. Das bietet dir mehr Schutz vor Missbrauch. Hier erfährst du alles über die Betreuungsverfügung.

FAQ:

Für wen ist eine Vorsorgevollmacht sinnvoll?

Kurz gesagt: Für jeden! Selbst junge und bisher gesunde Menschen können jederzeit durch ein Unglück, einen Unfall oder eine Erkrankung so stark beeinträchtigt werden, dass sie keine eigenen Entscheidungen mehr fällen können.

Kann man eine Vorsorgevollmacht ohne Notar machen?

Ja, eine Vorsorgevollmacht ist auch ohne Notar gültig. In der Vorsorgevollmacht solltest du lediglich das Datum und den Ort sowie den Namen, das Geburtsdatum und die Adresse des Bevollmächtigten notieren. Außerdem sollten du und dein Bevollmächtigter unterschreiben.

Wie lang ist eine Vorsorgevollmacht gültig?

Eine Vorsorgevollmacht ist bis zum Widerruf gültig. Es kann sinnvoll sein, in deiner Vorsorgevollmacht explizit festzulegen, dass sie über den Tod hinaus gelten soll. Denn im Todesfall dauert es oft einige Wochen, bis der Erbschein zugestellt wird. Während dieser Zeit hat deine Familie möglicherweise keine Entscheidungsbefugnis über gemeinsame Bankkonten oder euer Haus. Mit einer transmortalen Vorsorgevollmacht können deine Angehörigen auch deinen Nachlass in deinem Sinne regeln.

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